Einzugsgebiete mit einem hohen Anteil an wenig speicherfähigen Böden über undurchlässigem Untergrund weisen eine für die Hochwasserabflussbildung geringe Speicherkapazität auf. Sie reagieren deshalb mit einer raschen Abflussbildung auf Starkniederschläge. Dominieren in einem Gebiet mächtige und speicherfähige Böden über hoch durchlässigem Untergrund, ist die Abflussbildung stark verzögert. Abflussprozesskarten zeigen in hoher räumlicher Auflösung an, wo in einem Einzugsgebiet der Hochwasserabfluss rasch, wo verzögert oder gar stark verzögert entsteht. Mit Hilfe solcher Karten lassen sich die Abflussreaktion von Einzugsgebieten, der Hochwasserverlauf und die Hochwasserspitze zuverlässig abschätzen (Literatur).
Die Erstellung von Abflussprozesskarten ist anspruchsvoll und kann, je nach Komplexität und Grösse des Gebiets, mit aufwendigen Feldarbeiten verbunden sein (vgl. Methodik Scherrer AG). Die SoilCom GmbH hat sich darauf spezialisiert, Abflussprozesskarten mit einem GIS-gestützten Verfahren automatisiert herzuleiten. Es wurde am Institut für Umweltingenieurwissenschaften der ETH Zürich entwickelt und in zahlreichen Einzugsgebieten auf einer Fläche von insgesamt über 3000 km2 angewendet (vgl. Referenzen).
Bild: Abflussprozesskarte für das Einzugsgebiet der Kleinen Emme (478 km2). Die Karte wurde im Rahmen einer Hochwasserstudie in Zusammenarbeit mit der Scherrer AG und im Auftrag von Verkehr und Infrastruktur des Kantons Luzern (vif) erstellt. Anhand der unterschiedlichen Zusammensetzung der Abflusstypen (rasch bis sehr stark verzögert beitragend) lässt sich die unterschiedliche Abflussreaktion der einzelnen Teileinzugsgebiete abschätzen.